Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken September 2022

Lernender Affe 2209 FotorGott lieben,

das ist die allerschönste
Weisheit

Sirach 1,10

Haben Sie ein kluges Haustier? Oder haben Sie schon einmal kluge Tiere gesehen? Vermutlich könnte hier jeder mitreden, der sich für Tiere interessiert und sie gelegentlich beobachtet. Auch verschiedene Wissenschaften interessieren sich dafür, denn es geht ihnen doch oft um die Entdeckung weiterer Bausteine der menschlichen Entwicklung auf der Grundlage der Evolutionstheorie. Irgendwann muss aus einem klugen Affen ja mal ein noch klügerer Mensch geworden sein, auch wenn dieser sich nicht nur manchmal unklug verhält. Aber keineswegs nur Affen verfügen über kluge Fähigkeiten. So gelten in der Forschung Papageien als ziemlich intelligent, aber auch unser Hausschwein, bevor es auf den Tellern landet.
In dem o.g. Monatsspruch geht es nicht um die allerschönste Klugheit, sondern um eine Weisheit, die man nicht toppen kann. Doch was ist das eigentlich, was wir Weisheit nennen?
Wenn ein Bankräuber einen exzellenten Plan ersinnt, sodann durchführt und die Polizei keine Chance hat ihn zu erwischen, so würden wir ihn gewiss als intelligent - also klug bezeichnen. Und dies gilt sicher ebenso für findige Geschäftsleute, die in der kriegsbedingten Wirtschaftskrise dieser Tage mit einigen Tricks ihren Gewinn dennoch steigern können. Doch Klugheit und Intelligenz hat mit Weisheit zunächst einmal nichts zu tun. Was aber dann?
„Freunde der Weisheit…“ so begrüßt ein nicht zuletzt dadurch bekannter Radiomoderator des WDR jede Woche seine Zuhörer des „Philosophischen Radios“. Und in der Tat wird Philo-Sophie landläufig als Liebe zur Weisheit übersetzt. Der Verfasser des Monatsspruchs – oft Ben Sira genannt - des außerbiblischen Buches Jesus Sirach (um 200 v.Chr.) leitete in der Tat eine Art Philosophenschule. Das Buch ist einst nicht in den biblischen (evangelischen) Kanon aufgenommen worden, sondern wird als apokryph (verborgen) bezeichnet. Luther bezeichnete es zwar als „nützlich zu lesen“, da viele Aspekte des Alltagslebens dort thematisiert werden, aber es schien ihm eben doch keine heilige Schrift zu sein. Vielleicht war es ihm einfach zu philosophisch, d.h. auf einen Erkenntnisgewinn aus eigener Kraft ausgelegt. Für ein weises Handeln ist es wichtig, durch Lebenserfahrung und die Fähigkeit über persönliche Interessen und das Tagesgeschehen hinauszudenken. Weisheit ist das Zusammendenken von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aber als Philosoph oder als Philosophin geschieht dies gewissermaßen aus eigener Denk-Kraft, aus der Kraft der eigenen Vernunft. So eine Erklärung wird bei Theologinnen und Theologen zu deutlichen Blutdruckerhöhungen führen. So auch bei Martin Luther, der viel Zeit darauf verwandte, den philosophischen Humanisten seiner Zeit – so Erasmus von Rotterdam – in der Auffassung zu widerlegen, dass es in der menschlichen Macht liegt, das Leben in den Griff zu bekommen.
Doch vielleicht stellt Luther Ben Sira zu Unrecht in die Reihe der selbstbezogenen Philosophen. Denn gerade der Monatsspruch aus diesem Buch lenkt unmissverständlich den Blick auf Gott als Ursprung der Weisheit. Zwar ist der Mensch als König der Geschöpfe als einziger in der Lage sein ganzes Leben in den Blick zu nehmen und es weise zu bedenken, aber die letzte Orientierung gewinnt er doch nur in der (An)Erkenntnis Gottes. Im Vers 9 vor dem Monatsspruch schreibt Ben Sira: „Der Herr selbst hat die Weisheit geschaffen und gesehen und hat sie gemessen und hat sie ausgeschüttet über alle seine Werke  (…) und gibt sie denen, die ihn lieben. (10a)
Gott lieben ist aber viel mehr als Gott für möglich halten, wie dies der große deutsche Philosoph Immanuel Kant tat. Er hat mit seinem philosophischen Denken zweifellos Wegweisendes geleistet und der Menschheit mache Weisheit hinterlassen. Doch den letzten Schritt auf Gott zu, machte er nicht. So geleitete er seine Studenten regelmäßig zu Semesterbeginn zur Königberger Kirche, blieb aber selbst vor der Tür stehen.
Aber erst dieser letzte Schritt über die Schwelle führt zur „allerschönsten Weisheit“, - vielleicht zum ersten Mal

im September Anno Domini 2022

© D.E.

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