Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken Dezember 2019

Tiefseekerze 1912

Wer im Dunkel lebt
und wem kein Licht leuchtet,
der vertraue auf den Namen des Herrn
und verlasse sich auf seinen Gott.

Jesaja 50,10


Ein Blick unter die Meeresoberfläche:
Mit jedem Meter wird es dunkler bis schließlich das Sonnenlicht nicht mehr hindurchdringt und die Dunkelheit die vollkommene Macht gewinnt. Dabei muss man dazu gar nicht so tief hinunter. Würde ein Kreuzfahrtschiff unserer Tage senkrecht mit dem Heck ins Meer tauchen, so wäre es an den Schiffsschrauben in ca. 300m Tiefe schon fast stockdunkel. Doch es geht auf unserer Erde noch viel tiefer hinunter! Eine alt bekannte Quizfrage nach der größten Meerestiefe wird mit dem Hinweis richtig beantwortet, dass im sog. Marianen-Graben im Pazifik die Wassertiefe beinahe 11000 m beträgt. Dass es in den dunkelsten Meerestiefen des Planeten noch Lebewesen gibt, kann man sich kaum vorstellen und es ist doch so. Die moderne Wissenschaft spürt immer neuen Geheimnissen nach. Die Forscher fragten sich u.a., wie Fische in völliger Dunkelheit ihre Position halten können und selbst im Schlaf nicht abgetrieben werden. Die Wissenschaft unserer Tage entdeckte bei einigen Fischarten ein ausgeklügeltes Orientierungssystem über spezielle Organe, die über tausende „Sensoren“ sich minimal verändernde Wasserströmungen wahrnehmen. Dadurch wird die Position über eine Unzahl von Rechenoperationen im Fischgehirn ständig korrigiert. Störte man dieses System im Versuch, versagte die Orientierung der Fische und sie trieben ab. Wie genau diese Mechanismen funktionieren, liegt buchstäblich auch heute noch im Dunklen. Wer dort lebt, benötigt schon gut funktionierende Lebenshilfen.

Orientierung ist wohl genau das Zauberwort für das Überleben. Genau diese Navigation scheint uns in den letzten Jahrzehnten verlorengegangen zu sein. Es dämmert vielen Menschen, dass es nicht gut um den Planeten bestellt ist und wir in eine ungewisse Zukunft abtreiben. Überzeugende Lösungen für Probleme liegen im Dunkel. Helle Aussichten werden dagegen von vielen Seiten versprochen, denkt man etwa an die E-Autos, die das Weltklima maßgeblich retten sollen. Doch dunkle Ahnungen sind schon längst spürbar. Vielleicht führt auch dieser elektrische  Weg in die Irre.
Nicht wenige Menschen sind aber auch in ihrem ganz persönlichen Leben orientierungslos und in Lebenskrisen, die sich oft um bedrohliche Krankheiten, finanzielle Sorgen oder vielfältige gescheiterte oder belastete zwischenmenschliche Beziehung drehen. Und in dieser Strömung wird man buchstäblich herabgedrückt, wovon sich unser Wort Depression ableitet. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass Depressionen 2020 die zweithäufigste Krankheitsbelastung sein werden. In Deutschland sollen es dann rund 9 Millionen Einwohner sein, die mit Depressionen und Angststörungen leben. Und das sind keineswegs nur alte und ältere Menschen. In den letzten beiden Jahren sind nach dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit 5% mehr Schüler(innen) in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.
Wir wissen leider, dass die vielen Kerzen und Lichter, die im Monat Dezember Wohnungen und Städte erhellen diese Grundstimmungen des Lebens nicht wirklich aufhellen können. Jene Lichter leuchten nicht in die Tiefen der menschlichen Seele und sind gewissermaßen „candle in the sea“.
Hilft da der o.g. Monatsspruch aus dem biblischen Prophetenbuch Jesaja? Er kommt wie ein einfaches Kochrezept daher, was man vielleicht so zusammenfassen könnte: Glaub‘ an Gott, dann wird’s in deinem Leben hell.
Aber so verstanden, hätte man den biblisch gegründeten Glauben an Gott völlig missverstanden. Er ist eben keine Lebensglücksgarantie. Viele Christen können davon erzählen. Und doch konnte etwa der von den Nazi-Schergen kurz vor Kriegsende gehängte, bekannte evangelische Christ Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefangenschaft in einem Gedicht schreiben: „Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.“ Der Prophet Jesaja würde ihm uneingeschränkt zustimmen. Zu dessen Lebenszeit lebte das Volk Israel in der Finsternis und in der Bedrückung des Exils (6. Jahrhundert v. Chr.). Viele waren an die Flüsse von Babylon verschleppt worden, eine auch heute noch gebräuchliche Methode über einen „Bevölkerungsaustausch“ ein Gebiet machtpolitisch umzuwandeln wie etwa im aktuellen Syrienkonflikt. Und für Israel ergaben sich jahrzehntelange, dunkle Jahre, und um diese Zeit konnte man das Bild von der absoluten Dunkelheit noch viel besser verstehen als in unserer vordergründig elektronisch erhellten Welt. Für Jesaja war die Ursache für Israels dunkle Irrwege klar: Das Volk hatte die Orientierung an ihren Gott aufgegeben. So ist denn die von Jesaja geforderte Rückbesinnung auf Gott die logische Konsequenz, um die innere Dunkelheit zu besiegen wollen, ohne sie gleich als äußerliches Faktum aufzulösen. Ergänzend stellte in zeitlicher Nähe zur Exilszeit Israels ein Psalmdichter überzeugt fest: "Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht" (Psalm 36,10; s.a. Psalm 119,105) Dieses Lebenslicht scheint garantiert in das innere Dunkel. Es ist dort richtungsweisend, so wie Fische eben nicht abtreiben, wenn sie ein intaktes Orientierungssystem haben. In der Welt von heute scheint dies persönlich und im globalen Maßstab verloren gegangen zu sein und Menschen werden mal von dieser oder jener Strömung fortgetrieben. Worauf können wir wirklich vertrauen in der Tiefsee von Lüge und Wahrheitsverlust unserer Tage? Wo ist der Weg in eine helle Zukunft?
Millionen Adventskerzen sind nun angezündet und was wäre Weihnachten ohne diese Lichter in unterschiedlichsten Formen! Bezeichnenderweise Jesaja war es vorbehalten, prophetisch auf  d e n  Orientierungspunkt in dieser Welt hinzuweisen (Jes.53), der nicht alle Dunkelheiten sofort aufhebt, aber vor weiterer Abdrift bewahrt und auch Lösungsansätze bietet(s. Jes. 49,23).

So gibt Jesaja auch einen ersten Hinweis auf die Geburt eines Mannes, der im Kaufrausch der „black fridays und weeks jedes Jahr unsichtbarer wird. Einen wirklichen Grund zum Weihnachten feiern nannte dieser Mann aus Bethlehem später selbst:

„Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12)

Sollten wir uns nicht genau daran erinnern und ihm nachspüren

im Dezember Anno Domini 2019

© D.E.

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