Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken September 2018

Monatsgedanken September 2018Bild Sonnenuntergang E 18

Gott hat alles schön gemacht
zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt;
nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott

tut, weder Anfang noch Ende. Prediger 3,11

Wer sieht einen Sonnenuntergang und empfindet ihn nicht als schön?
Diesem immer wieder neuen Farbenspiel kann sich wohl niemand entziehen.
Vielleicht sind Sie auch gerade dabei, Urlaubsbilder zu ordnen und zu einer
digitalen Foto-Show oder einem Fotobuch zusammenzustellen.
Oder Sie haben einfach diesen Supersommer mit seinen Dutzenden Sonnenuntergängen genossen. Am Strand beliebiger Küsten kann man immer wieder beobachten, wie Menschen täglich geradezu den Sonnenuntergang über dem Meer erwarten und dann zum x-ten Mal fotografieren. Einmal sagte jemand zu seinem Nachbarn: „Lass das mit dem Fotografieren sein. Du kriegst ihn sowieso so nicht hin. Behalt ihn in deinem Herzen.“ Schon merkwürdig oder? Wir denken und erinnern uns doch mit dem Kopf!? Aber immer, wenn es um tiefe Gefühle geht, spricht auch der ach so aufgeklärte Gegenwartsmensch von Herz. Und dieses Organ reagiert spürbar. Unser Herz erweist sich darin als eine merkwürdige Lebensantenne, die offensichtlich Signale aus einer anderen Welt empfängt und speichert. Denn zu erklären, was eigentlich Schönheit ist und wieso wir Naturerscheinungen so faszinierend empfinden, ist gar nicht einfach und u.a. ein großes Thema der Philosophen wie etwa Immanuel Kant. Er spürte den Sinneseindrücken von Menschen nach, die mit der Vernunft oft in seltsamem Widerspruch zu stehen scheinen und sich oft als sehr subjektiv und individuell erweisen. Das ist etwa das Gefühl der Raumtemperatur, wo der eine bei 20 Grad friert und der andere dies als warm empfindet. Aber es gibt Sinneseindrücke, die universell menschlich sind. Kant kam dem Allgemeinen des Schönen auf die Spur. Alle Menschen empfinden den Sonnenuntergang – und andere Beispiele ließen sich ergänzen – als schön, obwohl er ihnen persönlich gar nichts bringt, sie also eigentlich kein Interesse an den Sonnenuntergängen haben müssten. So wie die Robbe auf der Sandbank, die in die untergehende Sonne blickt und bestenfalls das Tagesende damit verbindet. Menschen haben eine besondere Antenne, die sie selbst mit dem Begriff >Herz< bezeichnen. Es scheint jedoch geradezu ein menschliches und ein „viehisches (tierisches) Herz zu geben (Daniel 4, 13), wie an einer anderen Stelle in der Bibel zu lesen ist. Mag auch die biologische Pumpfunktion bis hin zum Zellaufbau bei Mensch und Tier gleich sein, aber hier ist ein göttlicher Anker in der Seele gemeint, der über das Körperliche hinausweist. Der oben zitierte Monatsspruch aus der Bibel verweist auf den Schöpfer der Schönheit, der den Sonnenuntergang (und nicht nur ihn) „schön machte“ bevor der Mensch in der Welt war. Ihre Geheimnisse zu ergründen, bleibt die Aufgabe des Menschen. Wir sind weit gekommen mit unseren Welterklärungen und die Wissenschaft schreitet jeden Tag ein Stückchen weiter. Aber wird es je gelingen, die Gesetze des Universums und das Geheimnis des Menschseins vollständig aufzudecken? Der auch „Prediger“ genannte Verfasser des Bibelworts kommt ein paar hundert Jahre vor Christus zu einer pessimistischen Einschätzung: Der Mensch wird den Urgrund des Seins nicht in den Griff kriegen. Zwar wissen wir modernen Menschen, dass es gar keinen Sonnenuntergang im eigentlichen Sinne gibt und dass der wahre Untergang der Sonne etwa in 4 bis 7 Milliarden Jahren sämtliche Fotografen ihres Lieblingsmotives berauben wird, aber: „Die Frage nach dem >Sein< der Materie und damit auch die Frage nach dem >Sein< des Menschen ist zu einer naturwissenschaftlich gegenstandslosen Frage geworden, weil die Natur uns keine Antwort darauf gibt.“ So lautet der Schluss des Mathematikers Hans Rohrbach 2500 Jahre nach dem biblischen Autor. (H. Rohrbach, Naturwissenschaft, Weltbild , Glaube, 11. Aufl. 1981, S. 68) Sein jüngst mit der „Fields-Medaille“ (2018) für seine Verdienste ausgezeichnete Mathematiker-Kollege Peter Scholze sagte in einem Interview über seine Liebe zur Mathematik, die gewiss nicht zur Lieblingswissenschaft des Normalbürgers gehört, er sei fasziniert von den Strukturen der Mathematik, die ohne uns da seien. Ohne uns Menschen?! Der innere Faden, der die Welt zusammenhält, ist also geradezu unabhängig vom Menschen. Der steinalte Prediger des Monatsspruchs würde sich wenig überrascht zeigen und uns zurufen. „Ihr solltet die Rechnung mit diesem Schöpfergott machen, aber nicht glauben, dass ihr zu einem Ende eurer Erkenntnisse kommt“. Und quasi nebenbei erwähnt er noch ein Geheimnis, das jeder irgendwie spürt, aber nicht erklären kann und viel zu selten sein Leben darauf ausrichtet. Wir wissen, dass unser letzter persönlicher Sonnenuntergang kommen wird, und sofort beruhigt uns unser Inneres mit dem Gedanken, dass es irgendwie weitergehen könnte. Die Ewigkeit ist uns in unser Herz gelegt, so formuliert der Prediger. Unser persönlicher Tod ist uns mit zunehmendem Alter auch gefühlt immer näher und doch gleichzeitig wird diese Grenze mit dem Gefühl der Ewigkeit, der Zeitlosigkeit überlagert. Das ist mehr als ein Psychotrick der Seele, die mit ihrem Tod nicht fertig wird. Es ist jenes Stück göttlicher Bestimmung in uns. Aber was machen wir mit dem, was da in unser Herz gelegt ist? Der alttestamentliche Mensch ist dem modernen Atheisten ziemlich ähnlich. „Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärtsfahre und der Odem des Viehs hinab unter die Erde fahre?“, so sinniert der Prediger (3, 21). Im Neuen Testament der Bibel würde er für diese Aussage beispielsweise von dem Apostel Paulus scharf kritisiert (1.Kor.15, 19). Denn Christen verlassen sich darauf, dass ihr letzter Sonnenuntergang nicht das persönliche Ende ist und sie haben gute Gründe für diese Gewissheit in der Ungewissheit. (2.Kor.4, 16f.) Es ist aber für Christen und Atheisten gleichermaßen schwer, sich ein Bild von jener Ewigkeit zu machen, die in unser Herz gelegt ist, - nicht nur im September anno Domini 2018!

© D.E.

 

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