Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken Oktober 2025

Reich Gottes mitten 2510

So verkündete es Jesus von Nazareth, der der Christus Gottes wurde.
Also – so könnte man folgern - sind die Anhänger Gottes gewissermaßen >Reichsbürger< dieses Gottesreiches, mitten auf dem Planeten Erde. Aber woran erkennt man sie? Wie stehen sie zu dem irdischen Staat, in dem sie leben? Wo genau ist dieses Reich? Ist so ein Staat im Staate überhaupt legitim? Was war das Anliegen Jesu?
In Deutschland hat der Begriff >Reichsbürger<einen speziellen und darin auch negativen Bezug. Etwa geschätzt 25000 Menschen verstehen sich als sog. „Reichsbürger“, die bisweilen die Gesellschaft, vor allem aber die Gerichte beschäftigen. „Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an, erklären eigenen Landbesitz manchmal zu „Staaten“, geben eigene Pässe aus und planen gelegentlich sogar Umsturzversuche des politischen Systems zur eigenen Machtübernahme. Unter ihnen gibt es allerdings eine Vielzahl von Gruppierungen mit recht unterschiedlichen Ideologien, die jedoch alle irgendwie ein „Königreich Deutschland“ bzw. ein eigenes Reich (Staat) anstreben (Überblick s. z.B. in: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-03/reichsbuerger-szene-symbole-haeufigste-fragen-faq)

Falls Christenmenschen diese Zeilen lesen, werden sie vielleicht langsam ungehalten. Was hat das alles mit dem >Reich Gottes< zu tun? Überraschenderweise sehr viel mehr als man denkt. Christen sind jene Menschen, die wissen, dass sie Anhänger und Mitarbeiter einer anderen Welt sind – genannt Reich Gottes – aber gleichzeitig in den irdisch-politischen Reichen leben, was immer zu Spannungen führen kann. Dieses Thema >Christen in der Welt< reicht bis in die Zeit Jesu zurück, war und ist seit jeher in der jeweiligen zeitgeschichtlichen Diskussion. Vor einigen Monaten erst hat die neue Bundestagspräsidenten Julia Klöckner (C!DU) vorsichtig gemahnt, sich als Christen nicht in die Dinge dieser Welt einzumischen, etwa wenn es um ein Tempolimit auf Autobahnen geht (s. z.B. BILD-Zeitung v. 24.04.25). Abgesehen davon, dass man berechtigt fragen darf, ob die institutionellen Kirchen heute weithin ihren „Markenkern“ aus dem Blick verlieren, forderten die meisten Herrschenden auf dieser Welt schon immer eine Nichteinmischung in ihre Reiche, besonders natürlich dann, wenn Christen nicht deren Auffassungen teilten. Im anderen Fall spendeten und spenden die Regierenden aber auch gerne Applaus. Exakt damit hatte es auch Jesus Christus zu tun! Aber gerade er rief die Bürgerinnen und Bürger des Reiches Gottes nicht auf, sich den irdischen Staaten zu entziehen. Jesus machte seine Anhänger darauf aufmerksam, dass solange sie in einem weltlichen Land leben, auch in deren Gesetze eingebettet sind und daher ihr „Doppelpass“ (als Bürger dieser und der himmlischen Welt) nicht dazu berechtigt, sich zu zurückzuziehen. Mit seinen Worten gesagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist!“ (s. Markus 12,17)
Ist damit aber nicht auch verbunden, kritik- und widerstandslos ggf. auch für einen Tyrannen oder in einem menschenverachtenden System zu arbeiten? Das war schon immer eine wesentliche Frage der Christen über alle Zeiten hinweg vom römischen Reich über die deutsche NS-Zeit bis in das russische oder chinesische Reich der Gegenwart und weiteren Bespielepochen. Nicht Anpassung, sondern gelebtes Anderssein auf der Grundlage des Evangeliums ist die Devise für das Leben in den politischen Systemen dieser Welt. So lautet zusammengefasst die Botschaft Jesu, wie wir sie u.a. in der sog. Bergpredigt nachlesen können. Die Reichsbürger Gottes erkennt man in dieser Welt nicht an ihren Symbolen (z.B. am Fischaufkleber auf dem Auto oder dem Kreuz-Halskettchen), sondern an ihrem Handeln als „Täter des Glauben“(s. Jakobus 1,22-27) im Einsatz für Gerechtigkeit, Feindesliebe und Barmherzigkeit. Diese Christen leben in der Welt und somit ist mit ihnen ein Stück des Reiches Gottes mitten unter uns. Der dazugehörige Ausweis ist nicht ein Stück Papier, sondern ein Leben im Horizont Gottes, dessen Liebe auch durch vielfältiges Versagen und Unterlassen seiner Zeugen nicht aufgehoben wird, auch nicht im

Oktober Anno Domini 2025

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