Christusgemeinschaft
Oer-Erkenschwick e. V.

Monatsgedanken

Monatsgedanken August 2025

Rettungsring 2508

 

 

 

 

Gottes Hilfe habe ich erfahren
bis zum heutigen Tag
und stehe nun hier
und bin sein Zeuge

Apostelgeschichte 26,22 

 

 

Auf den ersten Blick scheint dieser Satz von jemandem zu stammen, der offensichtlich ein sehr bewahrtes Leben und eine ungestörte Gottesbeziehung hatte. Aber wem schon mal ein Rettungsring zugeworfen wurde, im wirklichen oder übertragenen Sinne, war vorher zweifellos in Gefahr und in einer schwierigen Situation. Davon kann der Mann mehrere Lieder singen, zu dem dieser Monatsspruch gehört. Lebenslang begleitete ihn eine Krankheit, über die wir wenig wissen, aber die ihn ziemlich belastete. Da hatte er natürlich auch seinen Gott darum gebeten, diese Last (er nannte es den „Pfahl im Fleisch“) von ihm zu nehmen. Aber sein Gott half im nicht und lehnte seine Bitte ab. Medizinische Hilfe war um 60 n.Chr. sowieso nahezu ausgeschlossen. Aber das ist nur ein Detail aus dem bewegten Leben des Mannes aus der biblischen Apostelgeschichte. Bevor er selbst Apostel (griech.: Beauftragter) Gottes wurde, war er einer der renommiertesten Verfolger der Angehörigen des damals neuen Glaubens, den man später Christentum nannte. Dabei billigte er sogar auch Morde (Apg,7,53; 8,1). Denn für ihn war klar, dass Christen einem gefährlichen Irrglauben angehörten, den es zu beseitigen galt, da er in seiner Sicht die jüdische Lehre gefährdete. Der Ruf eines versierten Christenverfolgers verbreitete sich auch außerhalb des Smartphonezeitalters durch seine Reisetätigkeiten rasant. Jesus hatte er jedoch nie persönlich kennengelernt, obschon er nur etwa 10 Jahre jünger war. Heute würde man sagen, er radikalisierte sich immer weiter in seinem jüdischen Glauben und Christenhass. Seine Lebenswende, die man in der Apostelgeschichte nachlesen kann (Apg.9),ereignete sich in der heute syrischen Stadt Damaskus. Sein Gottesbild erfuhr dort durch die Begegnung mit dem Auferstandenen eine radikale Korrektur und Erweiterung und er wurde zum Zeugen für den Christus Gottes, verbunden mit dem klaren Auftrag, die Botschaft Jesu zu verbreiten. Doch auch in seinem neuen Leben als Christ blieb er nicht von Bedrohungen und Leid verschont. Lauert dahinter nicht einer der atheistischen „Kurzschlüsse“: wenn es einen Gott gäbe, dann müsste es gerade „seinen Leuten“ in diesem Leben gut gehen!? Gott ist derjenige, der doch dann immer mit dem Rettungsring bereitstehen müsste! Der Monatsspruch legt diese Schlussfolgerung nahe, wenn man ihn aus dem Kontext verkürzt.
Ein Gott, der nicht hilft und als Retter in das Leben von Menschen nicht eingreifen könnte, ist jedoch ebenso wenig vorstellbar und würde zudem jedes auf Hilfe ausgerichtete Gebet überflüssig machen!
Gerade die Kenntnis der Lebensgeschichte dieses Mannes aus der Apostelgeschichte mit Namen Paulus (Saulus) kann vor Verkürzungen und Kurzschlüssen bewahren, was die Wirkungen Gottes in dieser Welt betrifft. Damit verbindet sich der, in dieser Welt gerade auch für Christen unauflösliche Widerspruch, dass gläubige Menschen auf der Titanic versanken und andere Brüder und Schwestern es in die Rettungsboote schafften. Da ist jener Paulus, den man vor der Stadt steinigte und der dies überlebte (Apg.14,19) und jener Paulus, der schließlich im Gefängnis den hier so bezeichneten Monatsspruch im Rückblick auf sein Leben aussprechen konnte, dann aber doch am Ende (vermutlich unter Kaiser Nero) in Rom ums Leben kam. Auf der einen Seite ist Gott jener, der sich in der Geschichte offenbart und andererseits der „verborgene Gott“ (s. M. Luther), den Menschen nicht in den gedanklichen Griff bekommen.

Und was habe ich von diesem Wissen in meinem Alltag?
Ich darf mit Paulus an einen gegenwärtigen Gott glauben, auf dessen Hilfe ich setzen und zu dem ich darum beten kann. Andererseits baue ich nicht auf einen Gott, der mich in einer sich wandelnden Welt als Marionette, abseits jeder Eigenverantwortlichkeit, vor allem Bösen bewahrt. Angst und Bedrängnis kannte auch Paulus als Zeuge Gottes!(s.2.Kor.4,8)

Es ist uns aufgegeben, diese Spannung auszuhalten, nicht nur im

August Anno Domini 2025

© D.E.